Schirmherrin Brigitte Lückert begrüßte die Schülerinnen bei der Auftaktveranstaltung zu mint:pink im Schuljahr 2018/19

Schirmherrin Brigitte Lückert begrüßte die Schülerinnen bei der Auftaktveranstaltung zu mint:pink im Schuljahr 2018/19

Durch das Projekt mint:pink erhielten 32 Bremerhavener Schülerinnen im Schuljahr 2018/2019 die Gelegenheit, in drei Betrieben und der Hochschule Bremerhaven verschiedene Berufe aus dem MINT-Bereich kennenzulernen und bei der Verknüpfung von Theorie und Praxis in der Arbeitswelt ihre Leistungen in der Schule zu verbessern und Interesse für die MINT-Berufe zu entwickeln oder zu bekräftigen.

„In Hamburg gibt es das Projekt mint:pink seit 8 Jahren und an den teilnehmenden Schulen entscheiden sich deutlich mehr Schülerinnen für ein MINT-Profil in der Oberstufe“, weiß Cordula Keim, Referentin für geschlechtersensible Berufsorientierung der Gleichstellungsstelle Bremerhaven und Mitglied des Organisationsteams im Bremerhavener mint:pink-Projekt. Ein guter Grund, das Projekt auch in Bremerhaven einzuführen. Das Netzwerk Schule, Wirtschaft und Wissenschaft half dabei, die Kontakte zwischen den Schulen (Lloyd Gymnasium, Johann-Gutenberg-Schule und die Schule am Ernst-Reuter-Platz) und den Betrieben herzustellen, sodass Cordula Keim, Antje Siemer (Koordinatorin MINT-Bereich vom Lloyd-Gymnasium) und Nadine Metzler (Kontaktstelle Schule-Hochschule von der Hochschule Bremerhaven) das Projekt umsetzen konnten.

Schülerinnen berichten

„Ich wusste vorher gar nicht, was hinter den verschiedenen Berufen steckt“, sagt Julia Behfus (15), die jetzt einen viel besseren Überblick darüber hat. Das Projekt sei ein ganz anderer Ansatz als der normale Schulunterricht gewesen, der ihr nicht nur einen Einblick in die Berufe ermöglichte, sondern auch in den Inhalt der Schulfächer. „Bei BLG haben wir am PC Excel-Tabellen zur Lagerung der Fahrzeuge bearbeitet und durften uns die verschiedenen Fahrzeugtypen anschauen“, berichtet sie.

Enie Krämer (15) war zuerst skeptisch, ob Bremerhaven überhaupt genug im wissenschaftlichen Bereich zu bieten hat, um zehn Tage damit zu füllen. Jetzt hat sie eine neue Vorstellung von Bremerhaven: „Das war ja noch lange nicht alles, was ich gesehen habe!“, weiß sie jetzt. Sie konnte das Erlernte auch gleich im Unterricht anwenden. „Als wir im Physikunterricht einen Stromkreislauf löten sollten, war mein Lehrer beeindruckt, dass ich das schon konnte“, erzählt sie. Ihre Noten haben sich verbessert. Ob es daran liegt, dass sie mehr dafür gelernt habe oder ob sie Spaß an dem Projekt hatte, weiß sie nicht. Vielleicht ist es eine Mischung, denn lernt es sich mit Spaß nicht immer besser?

Auch die Gespräche mit den Angestellten haben den Mädchen neue Blickwinkel eröffnet. „Jemand hat erzählt, dass er in der Schule schlecht im Chemie-Unterricht war und jetzt trotzdem gerne in dem Bereich arbeitet“, berichtet Enie beeindruckt. Mit dieser Erkenntnis stehen einem mehr Möglichkeiten zur Verfügung. „Was ich mal machen will, weiß ich noch nicht, deshalb habe ich ja an dem Projekt teilgenommen“, ergänzt Enie. Auch Ingrid Gorbunov (16) hat jetzt mehr Ideen, welche Berufe sie ergreifen könnte. „Ich wäre sonst gar nicht darauf gekommen, dass ich ein Praktikum bei BLG machen könnte“, sagt sie.

Zwei Tage bei Deutsche See

Die Schülerinnen waren an vier einzelnen Tagen in der Hochschule Bremerhaven und drei Mal jeweils an zwei Tagen in den Betrieben Deutsche See, Eurogate und BLG. „Am ersten Tag haben unsere Auszubildenden die Schülerinnen durch den Betrieb geführt“, schildert Personalleiterin Yvonne Bockhorn den Tag bei Deutsche See. Gegen Ende füllten die Schülerinnen einen morgens angekündigten Fragebogen aus, in dem sich zeigte, dass sie gut zugehört hatten, denn es gab so gut wie keine Fehler. Bei der Auslosung der Gruppen für die Workshops am zweiten Tag wurden befreundete Schülerinnen bewusst getrennt. „Das fand ich zuerst doof“, berichtet Enie. „Aber ich konnte mich dadurch besser konzentrieren und bin auch mit anderen in Kontakt gekommen, die ich gar nicht kennengelernt hätte, wenn ich mit meinen Freundinnen in einer Gruppe gewesen wäre“, führt sie aus, warum sie es im Nachhinein doch geschätzt hat.
Am zweiten Tag stand die Praxis im Vordergrund. Jeweils eine Gruppe von drei oder vier Schülerinnen arbeitete gemeinsam an einem der vier Workshops:

  • In der Technik sollten die Schülerinnen einen Fehler finden, in das System eintragen und priorisieren und anschließend die Störung beheben.
  • In der IT schrieben die Schülerinnen ein Programm zur Steuerung von Lichtquellen im Betrieb.
  • Im Qualitätsmanagement durchliefen die Schülerinnen die Stationen der Wareneingangskontrolle von der sensorischen Prüfung bis zur Verkostung der Fische.
  • In der Produktentwicklung entwickelten die Schülerinnen einen neuen Salat inklusive der Kalkulation des Produkts.

Abschließend präsentierten die jeweiligen Gruppen den anderen ihre Arbeit. Das gemeinsame Mittagessen im Betrieb gehörte als Abschluss des Tages in allen Betrieben dazu, denn auf die Art konnten sich zwanglose und bereichernde Gespräche für die Schülerinnen entwickeln. „Auch während der Präsentation kamen Fragen auf, die das konkrete Interesse der Mädchen am Thema zeigten. Zum Beispiel wollten sie wissen, wie viel Müll wir produzieren.“, schildert Iris Buttler, Ausbildungsleiterin bei Deutsche See. Insgesamt sei das Projekt so gut gelaufen, dass der Betrieb auch im nächsten Jahr wieder teilnehmen wird.

Abschluss und Ausblick

Die Schülerinnen sind sich einig: Die Teilnahme an mint:pink hat sich auf jeden Fall gelohnt. Sie haben viel über die Inhalte der MINT-Fächer gelernt, ebenso wie über die verschiedenen Berufe, die es in dem Bereich gibt. Außerdem haben sie spannende Erfahrungen gesammelt und bei all dem hatten sie viel Spaß. Die Mitglieder des Organisationsteams sind zufrieden mit dem Erfolg des Projekts. „Die Betriebe haben sich toll eingebracht und es ist gelungen, Theorie und Praxis miteinander zu verknüpfen und sich an der Lebenssituation der Mädchen auszurichten“, so Keim, die Referentin der Gleichstellungsstelle. Einige Kleinigkeiten gäbe es noch zu verbessern: Die Kommunikation, wer wann und wo sein sollte, habe noch nicht einwandfrei geklappt, es fehlte an Begleitpersonen und an den Schulen der Mädchen wurde nicht immer Rücksicht darauf genommen, dass diese an dem Tag keine Klassenarbeit schreiben können. Mit den Erfahrungen des vergangenen Jahres werden sich diese Anfangsprobleme leicht in den Griff kriegen lassen, jedoch bei einem Verbesserungswunsch der Schülerinnen sieht es schlecht aus: Die Mädchen wünschen sich in den Betrieben mehr weibliche Ansprechpartner aus den technischen Bereichen. Darauf hat Keim nur eine Antwort: „Genau diesen Mangel an Frauen in den MINT-Berufen wollen wir mit dem Projekt mint:pink ja beheben. Auch um damit weibliche Rollenvorbilder zu schaffen, an denen Mädchen sich orientieren können.“ Ausbildungsleiterin Buttler von Deutsche See ergänzt: „Es arbeiten wenig Frauen im MINT-Bereich. Genau das ist der Grund, warum wir teilgenommen haben!“ Denn mit einer Mischung der Geschlechter erziele man die besten Ergebnisse in der Arbeitswelt.

Über das Hamburger Projekt mint:pink können Sie sich hier informieren:

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Text von Janina Berger, Fotos von der Hochschule Bremerhaven und privat

Enie Krämer lernt durch mint:pink Berufswelt besser kennen.

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Ingrid Gorbunov und Julia Behfus haben bei mint:pink einen Überblick über verschiedene Berufe gewonnen

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